Koffer gepackt und überlebt
AuftraggeberInitiative Lokale Agenda 21 Ludwigshafen e.V.
GenreDokumentation
RegieKristina Förtsch
Laufzeit18:00 Minuten
SpracheDeutsch, Englisch
FormatCanon 6D, 1080p
Jahr2013-2014
LandDeutschland
Nummer043

Ein Handgepäck, ein Foto, zehn Reichsmark - es ist nicht viel, was Ursula Michel auf ihrem Weg nach England mitnehmen darf. Wenige Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlässt die 15-Jährige in einem der letzten Kindertransporte Deutschland. Allein und ohne ihre Familie.
Erst kurz zuvor ist Familie Michel von Ludwigshafen nach Mannheim geflohen - in der Hoffnung in der größeren jüdischen Gemeinde besser leben zu können. Doch auch hier müssen sie die Repressalien und den Terror des NS-Regimes ertragen. In dieser Zeit lernt die Familie Pfarrer Maas kennen, der von Heidelberg aus einen Kindertransport organisiert. Doch die Eltern dürfen nur ein Kind nach England schicken, die Ältere.
Kindertransporte für jüdische und verfolgte christliche Kinder retten zwischen 1938 und Kriegsausbruch 10.000 junge Leben. Ursula Michel entkommt damit dem Terror des NS-Regimes, dem im Laufe des Krieges ihre Familie zum Opfer fällt. Ihre Eltern und ihre Schwester wird sie nie wieder sehen, sie werden in Vernichtungslagern der Nazis umgebracht.

Im Sommer 2013 kontaktierte mich Johannes Graßl und Monika Kleinschnitger von der Initiative Lokale Agenda 21 Ludwigshafen e.V. (ILA). Bei ihrer Arbeit im Arbeitskreis Stoplersteine sind sie auf die Geschichte der Ursula Michel gestoßen. Durch deren Tochter Judith Rhodes gab es sehr viel Bild und Textmaterial, dass dann als Unterrichtsmaterial aufbereitet wurde. Nun war der Wunsch da, die Geschichte auch zu verfilmen. Einmal soll der Film als weiteres Unterrichtsmaterial dienen und auch bei Ausstellungen und Vorträgen zum Thema zum Einsatz kommen. Johannes Graßl schaffte es unter anderem, die Landeszentrale für politische Bildung von dem Projekt zu begeistern, die den Film nun auch in Ihr Programm aufnehmen werden. Desweiteren übernahm der britische Botschafter in Berlin die Schirmherrschaft.

Ich konnte Kristina Förtsch, mit der ich zuletzt die Dokumentation über Jakob Friedrich Bussereau gemacht habe, wieder für die Regie gewinnen. Liz Schimanski von der ILA übernahm weitere Rechercheaufgaben. Relativ schnell war uns klar, dass wir hier mit den vielen Fotos aus dem Privatarchiv von Judith Rhodes arbeiten wollten. Diese Fotos wurden dann in verschiedene Ebenen zerlegt und aufwendig mit der 2,5D-Technik animiert. Desweiteren machten wir Interviews mit der Tochter von Ursula Rhodes und mit Ursula Rosenfelder einer alten Freundin der Familie Michel. Mit Franziska Benz fanden wir eine Schauspielerin, die Ursula Michel im Film ihre Stimme verlieh. Und als Sprecher für die historischen Fakten konnten wir Nick Benjamin gewinnen, der durch zahlreiche historische Dokumentationen und Sportbeiträge im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekannt ist.

Im Laufe von einem knappen halben Jahr entstand so nun ein Film mit einer sehr bewegenden Geschichte, der in den nächsten Jahren sicherlich ein großes Publikum finden wird. Weitere Informationen zum Film und zum Arbeitskreis gibt es auch hier.

2014 hat der Film den ersten Preis beim Deutschen Bürgermedienpreis 2014 gewonnen. Der Preis wird jährlich von der Bundeszentrale für politische Bildung und den Medienanstalten vergeben.

Seit 2015 ist der Film bei der Landeszentrale für politische Bildung RLP auf DVD erschienen. Eine Kurzversion des Films gibt es auch auf der Website von SWR2 zu sehen.

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